[Samoilova] Die andere Front
Supermarkt und Krankenhaus sind wohl die zueinander komplementären Schlüsselorte der Coronapandemie. Die Mikrodramen, die sich seit Ausbruch des Virus zwischen Nudel- und Mehlregalen abspielen, erscheinen angesichts der Aufnahmen aus Krankenhäusern in beispielsweise Italien oder den USA wie eine absurde Parodie der eigentlichen Katastrophe. Dies hatte die Stilisierung des Supermarktes zum Versorgungsknotenpunkt für die Gesamtheit der Bevölkerung zur Folge. Vergessen wird dabei, dass viele Menschen entweder nie oder zumindest nicht regelmäßig überhaupt einen Einkauf im Supermarkt bezahlen können. Viele; das sind (eine unvollständige Aufzählung): RentnerInnen, Alleinerziehende, Geflüchtete, Hartz-4-EmpfängerInnen. Für sie wird das ergänzende Versorgungsangebot durch Lebensmittelspenden von der Tafel bereitgestellt. Insgesamt sind etwa 1,65 Millionen Menschen darauf angewiesen. [1] In einem der reichsten Länder der Welt stellen die Tafeln damit eine überlebensnotwendige Ergänzung